Gasentladungslampen
Allgemeines
Leuchtstofflampen, häufig fälschlicherweise Neonlampen genannt,
sind zwar sehr weitverbreitet, aber der Aufbau und erst recht die Funktionsweise
dürften den meisten Leuten ein Rätsel sein. Nachfolgend erfahren
Sie, wie Neonlampen, Leuchtstofflampen und Metalldampf-Niederdrucklampen
funktionieren, die nach dem Prinzip der Gasentladung arbeiten und daher
Gasentladungsröhren genannt werden.
Neonlampen
Neonlampen, nicht zu verwechseln mit Leuchtstofflampen,
sind sehr einfach aufgebaute Gasentladungslampen. Sie bestehen lediglich
aus einem dünnen, klaren Glasrohr, das an den beiden Enden je eine
Elektrode besitzt. Dieses Glasrohr ist mit Neon, einem Edelgas, unter geringem
Druck gefüllt. Legt man eine ausreichend hohe Spannung von einigen
zehntausend Volt an die Elektroden an, so kommt ein geringer Stromfluß
in Gange.
Bild 1: Neonröhre
Die von einer zur anderen Elektrode fliegenden Elektronen kollidieren
mit den Neon-Atomen, an die sie Bewegungsenergie abgeben wie eine Murmel,
die mit einiger Geschwindigkeit eine andere streift. Hierbei wird ein Elektron
eines Neon-Atoms auf eine weiter außen liegende Schale mit einem
höheren Energieniveau abgelenkt, wie in Bild 2 anhand
eines Helium-Atoms, dem am einfachsten aufgebauten Edelgas, dargestellt
ist (Helium deshalb, um Sie nicht durch viele Elektronen zu verwirren,
denn Neon besitzt 10 davon, nämlich 2 auf der ersten und 8 auf der
zweiten Schale). Da die einzelnen Atome sehr weit voneinander entfernt
sind, können die Elektronen, sofern sie aus ihrer Schale herausgeschlagen
werden, nur wie in Bild 2 dargestellt auf eine weiter außen
liegende Schale springen und nicht auf beliebigen Abständen um den
Atomkern kreisen. Dies liegt in der Wellenmechanik begründet, die
aber leider viel zu kompliziert ist, um an dieser Stelle in einfachen Worten
vermittelt zu werden. Bei entsprechend hoher Energie ("Frontalzusammenstoß")
kann eines der zum Atom gehörenden Elektron auch den Anziehungsbereich
des Atomkerns verlassen. Aber in der überwiegenden Mehrzahl der Zusammenstöße
reicht die Energie lediglich aus, um ein Elektron auf die 2. Schale zu
katapultieren. Diese besitzt ein Energieniveau, das um einen definierten
Betrag höher ist als das Energieniveau der 1. Schale. Von dort wird
das Elektron jedoch sofort wieder aufgrund der elektrostatischen Anziehung
in die 1. Schale zurückgezogen, wobei es eine definierte Energiemenge,
nämlich die Differenz zwischen 2. und 1. Schale abgeben muß.
Die physikalischen Ursachen sind die gleichen wie bei den Glühlampen.
Auch hier wird die Differenzenergie in Form von Photonen d.h. in Form von
Licht abgegeben.
Bild 2: Atomaufbau von Edelgasen (hier Helium)
Im Unterschied zu den Glühlampen ist die abgegebene Energie immer
exakt gleich, weil der Unterschied der Energieniveaus zwischen den 2 Schalen
auch immer exakt gleich ist. Die Folge ist ein Linienspektrum mit genau
einer einzigen Linie. Unter bestimmten Umständen können Elektronen
nicht nur auf die nächste sondern gleich auf die übernächste
Schale mit einem noch höheren Energieniveau katapultiert werden. Auf
diese Weise entstehen weitere Linien mit kürzerer Wellenlänge.
Bei Neon wird rot-/oranges Licht abgestrahlt. Auch andere Edelgase wie
Argon oder Krypton geben sichtbares Licht ab und werden als Reklameschriftzüge
gerne eingesetzt.
Die Hochspannungserzeugung ist nicht gerade billig. Auf der anderen
Seite kann man die dünnen Glasröhren vor dem Füllen mit
Edelgas nahezu beliebig biegen. Bevorzugtes Anwendungsgebiet sind die bekannten
Reklameschriftzüge. Für Beleuchtungszwecke sind Neonlampen und
andere Gasentladungslampen mit Edelgasen hingegen weniger geeignet.
Leuchtstofflampen
Leuchtstofflampen sind ähnlich wie Neonröhren aufgebaut. Allerdings
besteht das gewünschte weiße Licht aus einer Mischung von unzähligen
Lichtfarben, während Gasentladungslampen ein Linienspektrum mit einer
begrenzten Anzahl von Wellenlängen (oft nur einer einzigen) abstrahlen.
Um zu weißem Licht zu gelangen, muß man daher einen etwas anderen
Weg einschlagen. Man verwendet eine evakuierte Glasröhre, die geringe
Mengen an Quecksilber enthält. Quecksilber strahlt, wenn man es wie
schon oben beschrieben mit Elektronen bombardiert, ultraviolettes Licht
mit einer Wellenlänge von 254 nm ab. Dieses ultraviolette
Licht trifft auf einen Leuchtstoff, mit dem die Innenseite der Röhre
beschichtet ist. Dieser Leuchtstoff absorbiert das ultraviolette Licht
und läßt es nicht nach außen durch, wird durch das Ultraviolettlicht
jedoch seinerseits zum Leuchten angeregt. Leuchtstoffe emittieren allerdings
ebenfalls kein kontinuierliches Spektrum. Durch Mischung mehrerer Leuchtstoffe
kann man jedoch erreichen, daß in Summe ein quasikontinuierliches
Spektrum abgestrahlt wird. Durch geeignete Mischung gelingt es zudem, warmes
oder kaltweißes Licht zu erzeugen. Wie gut die Annäherung an
das kontinuierliche Spektrum des Sonnenlichts bzw. des Glühlampenlichts
ist, hängt stark von der Qualität der Leuchtstoffröhre ab.
Hochwertige Leuchtstoffröhren, die allerdings nicht in jedem Baumarkt
erhältlich sind, strahlen Licht ab, das dem Sonnenlicht sehr nahe
kommt.
Während man bei Glühlampen und auch Neonlampen einfach den
Strom anknipsen muß, damit sofort Licht emittiert wird, ist dies
bei Leuchtstoffröhren bei Betrieb an der üblichen Netzspannung
von 230 V nicht möglich. Denn ohne weitere Maßnahmen
sprich Hochspannung fließt kein Strom durch die Röhre, und folglich
wird auch kein Licht emittiert. Leuchtstofflampen müssen vielmehr,
wie man sagt, gezündet werden, damit auch bei Netzspannung ein Stromfluß
erfolgt. Zu diesem Zweck sind die Elektroden an beiden Enden der Röhre
als Glühwendel ausgeführt. Im Einschaltaugenblick ermöglicht
der geschlossene Starterkontakt einen Stromfluß durch die beiden
Glühwendeln wie in Bild 3 dargestellt.
Bild 3: Heizvorgang
Durch die Heizwendeln erreicht man gleich 2 Dinge: Erstens verdampft
durch die Hitze ein wenig Quecksilber und zweitens können Elektronen
viel leichter aus heißen als aus kalten Elektroden austreten. Beides
ist für den nachfolgenden Zündvorgang wichtig. Denn wenn der
Starterkontakt nach typisch etwa 0,5 bis 2 s öffnet,
will die Vorschaltdrossel, wie es dem Wesen einer Drossel (=Spule) entspricht,
den Stromfluß aufrecht erhalten. Der Starterkontakt ist jedoch geöffnet,
so daß der Stromfluß hier unterbunden ist. Die Spannung steigt
daher schlagartig an, bis irgendwo ein Funke überspringt, damit der
Stromfluß aufrecht erhalten werden kann. Der gewollte Weg ist hierbei
durch die Röhre, wobei man es durch das Vorheizen dem Strom relativ
einfach macht. Denn die jetzt stromlosen Glühwendeln glühen noch
eine Weile nach, so daß aus ihnen relativ leicht Elektronen austreten
können, und auch das verdampfte Quecksilber schlägt sich nicht
schlagartig nieder. Bei einer Spannung von größenordnungsmäßig
1000
V zündet die Röhre, d.h. es findet ein Stromfluß
von einer Elektrode zur anderen statt. Einmal gezündet, braucht man
keine sehr hohe Spannung mehr. Sofort nach dem Zünden bricht daher
die Spannung auf die sogenannte Brennspannung von ungefähr 100
V zusammen. Zudem bleibt der Stromfluß erhalten, obwohl sich
die Heizwendeln langsam abkühlen.
Bild 3: Zünden der Röhre
Durch den Stromfluß durch die Röhre werden die Quecksilberatome
zum Leuchten angeregt. Das Prinzip ist dabei das gleiche wie bei z.B. den
Neonlampen.
Hierbei heizt sich die Lampe ein wenig auf, so daß langsam das gesamte
Quecksilber in der Röhre verdampft und aktiv an der Lichterzeugung
teilnimmt. Aus diesem Grund dauert es einige Minuten, bis eine Leuchtstoffröhre
ihre maximale Helligkeit erreicht. Außerdem wird klar, warum Leuchtstoffröhren
bei niedrigen Temperaturen schlecht zünden; denn hierbei verdampft
trotz Vorheizens nur relativ wenig Quecksilber, weil die Röhre ziemlich
lang ist und die Heizwendeln sich nur an den Enden befinden.
Die Vorschaltdrossel, die beim Zünden für die Erzeugung der
Hochspannung verantwortlich war, erfüllt im normalen Betrieb einen
weiteren Zweck: Sie begrenzt den Strom durch die Röhre auf einen zulässigen
Wert. Da es sich um eine Induktivität handelt, geschieht dies theoretisch
verlustlos. In der Praxis bleiben in einer für eine übliche 36-W-Röhre
geeigneten Drossel etwa 9 W hängen, die einfach in Wärme
umgewandelt werden. Die gesamte Aufnahmeleistung beträgt in diesem
Fall daher ca. 45 W und nicht 36 W, wie vielfach
aufgrund der Leistungsangabe auf der Röhre vermutet wird.
Beim Zündvorgang gibt es leider öfter Probleme: Der in überwiegender
Mehrheit anzutreffende Bimetallstarter öffnet den Kontakt zu einem
beliebigen Zeitpunkt. Ideal wäre, wenn dies im Strommaximum geschieht,
damit ein energiereicher Zündfunke induziert wird. Gar nicht selten
passiert dies jedoch im falschen Moment d.h. bei niedrigen Strömen,
so daß die Röhre zwar kurz aufblitzt, aber sofort wieder verlöscht.
Abhilfe schafft ein sogenannter elektronischer Starter, der meistens nur
wenig mehr als 5 DM kostet und sein Geld mehr als wert ist, weil er nicht
nur die Röhre in der Regel beim ersten Versuch zündet sondern
zudem durch die sich dadurch ergebende Reduzierung der Heizzyklen den Verschleiß
an den Heizwendeln verringert und damit die Lebensdauer der Röhre
deutlich erhöht. Außerdem werden Leuchtstoffröhren in aller
Regel mit niederfrequentem Wechselstrom betrieben, d.h. bei den üblichen
50
Hz geht alle hundertstel Sekunde der Strom auf Null zurück
und wechselt die Polarität. Kurz vor jedem Nulldurchgang ist die Spannung
so gering, daß die Röhre verlöscht und das ionisierte Quecksilber
abkühlt. Bei kalter Röhre kann die Abkühlung so stark sein,
daß sie in der nächsten Halbwelle, in der sie normalerweise
auch bei Netzspannung sofort wieder zündet, dies nicht tut. Deshalb
sind oft mehrere Startversuche erforderlich, bis die Röhre stabil
brennt.
In Büroräumen kommen oft Hochfrequenzsysteme zum Einsatz,
die meistens mit 35 bis 40 kHz arbeiten. Wegen der infolge
der deutlich höhreren Frequenz ganz erheblich kürzeren Zeit kann
das Quecksilber beim Nulldurchgang kaum abkühlen, so daß die
Röhre zuverlässig sofort wieder zündet. Auch die Vorglühzeit
kann viel kürzer sein, so daß fast unmittelbar nach dem Einschalten
der Spannung die Röhre Licht abgibt. Zudem sind die Verluste im Vorschaltgerät
deutlich geringer als in einer konventionellen Vorschaltdrossel. Nachteilig
ist der verglichen mit einer Vorschaltdrossel ganz erheblich höhere
Preis.
Aufgrund des Quecksilberanteils sind Leuchtstofflampen aller Bauformen
nicht unbproblematisch. Keinesfalls sollte man die Röhren zur Entsorgung
zerschlagen, denn Quecksilber ist bereits in geringer Menge hochgradig
gesundheitsgefährdend. Leuchtstofflampen gehören daher unbedingt
in den Sondermüll und keinesfalls in die Hausmülltonne, selbst
wenn man sie hierzu nicht zerstören muß. Denn irgendwann bei
der Entsorgung zerbricht die Röhre doch, wobei das Quecksilber in
die Umwelt oder gar ins Grundwasser gelangen würde. Meistens kann
man defekte Röhren dort zurückgeben, wo man neue kaufen kann.
Leuchtstofflampen sind sehr weit verbreitet, vor allem als gerade Röhre.
Ebenfalls erhältlich sind die sogenannten Energiesparlampen. In diesen
ist ein elektronisches Vorschaltgerät mit einer odere mehreren dünnen,
gefalteten Röhren zusammengefaßt, so daß man sie anstelle
von normalen Glühlampen verwenden kann. Der Wirkungsgrad von Leuchtstofflampen
ist mit zwischen ca. 8 und 15 % deutlich höher als der
von Glühlampen, wobei lange Lampen mit großem Durchmesser einen
höheren Wirkungsgrad besitzten als solche mit kurzer Röhre ("Energiesparlampen").
Die Lichtfarbe von vor allem preisgünstigen Leuchtstofflampen wird
oft als unnatürlich empfunden. Zudem stört oft das Flackern von
konventionell mit Vorschaltdrossel betriebenen Röhren. Für Pflanzen
ist auch das Licht von sehr einfach gebauten und daher preiswerten Leuchtstofflampen
gut geeignet, sofern das Verhältnis von blauem zu rotem Licht günstig
ist, was für Röhren mit der Lichtfarbe "kaltweiß" zutrifft.
Metalldampf-Niederdrucklampen
Im Prinzip kennen Sie Metalldampf-Niederdrucklampen bereits in spezieller
Form als Leuchtstofflampe. Denn bei ihr ist die Glasröhre evakuiert
und enthält eine geringe Menge an Quecksilber, das bei Stromdurchgang
ultraviolettes Licht abstrahlt. Wenn man den Leuchtstoff wegläßt,
hat man eine reinrassige Quecksilberdampf-Niederdrucklampe. Als Niederdrucklampe
bezeichnet man diesen Lampentyp deshalb, weil der Glaskolben in aller Regel
evakuiert ist und zudem nur wenig Material, das zum Leuchten angeregt wird,
einfüllt wird. Dadurch erreicht man, daß sich die Atome durch
den großen Abstand bei der Anregung durch den elektrischen Strom
nicht gegenseitig beeinflussen. Abhängig vom Abstand könnte ein
getroffenes Elektron sich zum benachbarten Atom bewegen, wodurch eine zufällige
(weil vom Abstand abhängige) Energiemenge aufgenommen und dann auch
wieder in Form von Licht abgegeben würde. Durch einen großen
Abstand erreicht man, daß ein getroffenes Elektron nur in eine andere
Schale wechseln kann. Somit ist die beim Rücksprung in Form von Licht
abgegebene Energie immer gleich, so daß als Folge nur Licht einer
einzigen oder unter bestimmten Bedingungen einiger weniger Wellenlängen
emittiert wird.
Neben Quecksilberdampf-Niederdrucklampen, die ultraviolettes Licht aussenden,
sind vor allem Natriumdampf-Niederdrucklampen bekannt, die gelbes Licht
mit einer Wellenlänge von 589 nm abgeben. Letzeres dürfte
Ihnen als Beleuchtung von Fußgängerüberwegen und zunehmend
aufgrund des sehr hohen Wirkungsgrades auch als ganz normale Straßenbeleuchtung
bekannt sein. In der Dunkelkammer werden Sie sie als hochwertige weil monochromatische
Lichtquelle für die Verarbeitung von Color-Fotopapieren ebenfalls
antreffen. Auch als Pflanzenbeleuchtung sind Natriumdampf-Niederdrucklampen
aufgrund des hohen Wirkungsgrads weit verbreitet. Ganz optimal ist dieses
Licht jedoch nicht, weil es ein wenig zu langwellig ist und damit Pflanzen
geringfügig zur Vergeilung d.h. zum Monsterwuchs anregt. Dies kann
man ggf. durch zusätzlichen Einsatz einer Lampe, die bläuliches
Licht aussendet, gut kompensieren. Im Erwerbsgartenbau ist diese leichte
Vergeilung jedoch meistens erwünscht, weil dadurch die Pflanzen monströser
wachsen und sich über ihre Wuchshöhe ein höherer Preis erzielen
läßt.